Die chinesische Raumpsychologie Feng Shui

Der Begriff Feng Shui ist den meisten Menschen spätestens seit der Esoterikwelle der 70er und 80er Jahre nicht mehr gänzlich unbekannt. Allerdings ist den Wenigsten bewusst, um was es dabei geht und, dass das Thema gar nicht wirklich etwas mit Esoterik zu tun hat.

Schon die Bezeichnung chinesische Raumpsychologie lässt es erahnen, es geht in erster Linie um psychologische Zusammenhänge und zwar um die zwischen dem Menschen und seinem Umfeld.

Denn der Mensch existiert nicht unabhängig von seiner Umgebung, sondern er interagiert mit ihr. Der Mensch gestaltet sein Umfeld und das Umfeld gestaltet den Menschen. Nur dass Zweiteres nahezu völlig über Wechselwirkungen mit dem Unterbewusstsein funktioniert.

Das Verhalten, die Gesundheit, das Wohlbefinden und nicht zuletzt der berufliche und/oder private Erfolg des Menschen hängen zu einem großen Teil von seiner Umgebung ab, ohne dass er das bewusst wahrnehmen könnte. Das ist in den Grundzügen auch der westlichen Psychologie bekannt nur – dass hierzulande noch keine Systeme entwickelt wurden, diese Zusammenhänge nutzbar zu machen.

Die fünf Elemente © imaginando - Fotolia.com
Die fünf Elemente © imaginando – Fotolia.com

Um diese unbewussten Wechselwirkungen berechenbar und damit sichtbar und beeinflussbar zu machen, begann man in China schon vor langer Zeit, die Methoden des Feng Shui zu entwickeln. Durch stetige Weiterentwicklung und Anpassung an neue Gegebenheiten, ist das entstanden, was man heute darunter versteht.

Die historische Entwicklung des Feng Shui

So ein komplexes System wie wir es heute unter der Bezeichnung Feng Shui kennen, ist natürlich nicht einfach vom Himmel gefallen. Die ältesten bekannten schriftlichen Quellen stammen aus der Zeit um etwa 500 v. Chr.

Schon damals beschäftigte man sich systematisch mit der Analyse und Beurteilung von Wohnorten und ganzen Regionen. Das Hauptziel war es damals, einen Wohnort zu finden, an dem man bestmöglich überleben konnte. Die Ansätze waren zwar noch sehr simpel, aber sie erfüllten ihren Zweck.

Mit wachsender Komplexität des menschlichen Zusammenlebens mussten natürlich auch die Methoden zur Analyse der Umgebung komplexer werden. Zudem ging es irgendwann nicht mehr darum, einfach nur zu überleben, sondern es ging ganz gezielt um Erfolg und oft auch Macht und Einfluss.

Um den Überblick zu behalten, begann man während der Han-Dynastie (207 v. Chr. bis 265 n. Chr.), die bekannten divinatorischen und wissenschaftlichen Konzepte systematisch aufzuarbeiten.

Von der Jin-Dynastie (265 bis 420) über die südlichen und nördlichen Dynastien (420 bis 581) bis zur Tang-Dynastie (618 bis 906) entstanden einige heute noch zugängliche schriftliche Werke zum Feng Shui, und es kamen weitere Methoden hinzu.

Die Song-Dynastie (960 bis 1279) wurde schließlich zu einer sehr wichtigen Zeit für das Feng Shui. Nicht nur wurden von den damals zahlreichen Gelehrten sehr viele Bücher geschrieben, auch der Konfuzianismus erlebte eine Renaissance und gewann Einfluss auf das Feng Shui. Es traten unglaublich viele Lehrmeinungen auf, die miteinander konkurrierten. Plötzlich gab es nicht mehr nur ein Feng Shui, sondern gleich mehrere.

Video: Feng-Shui Musik

Nicht nur in Bezug auf die räumliche Umgebung gibt es Ansätze des Feng-Shui – hier etwa ein musikalischer.

Die Formen-Kraft-Schule die sich um die Gegebenheiten der Landschaft kümmert und die neu hinzugekommene Struktur-Qi-Schule mit Bezug zu Himmelsrichtungen und Berechnungen setzen sich durch, und beide sind heute noch Bestandteil der Lehre. Auch die Beachtung der neu entdeckten magnetischen Feldlinien fand Einzug in die Methoden des Feng Shui.

Während der Yuan-Dynastie (1279 bis 1368) wurde der Mondkalender weiterentwickelt und mathematische Einflüsse der arabischen Welt kamen hinzu. Die Ming-Dynastie (1368 bis 1644) brachte erstmals spirituelle Konzepte im Feng Shui auf, die besonders von den weniger schriftgelehrten Personen begierig aufgesogen wurden. Man musste sich plötzlich nicht mehr so viel Wissen erarbeiten, um mitmischen zu dürfen. Eine Entwicklung, die sich in der westlichen Welt leider mit dem esoterischen Neo-Feng Shui wiederholt hat.

Die Qing-Dynastie (1644 bis 1912) stand bis zuletzt unter dem Zeichen von Fremdherrschaft, die zum Ende hin zu teilweise kuriosen Auswüchsen des Feng Shui führte. Man verwendete es beispielsweise als Argument gegen jede technische Neuerung, die von der britischen Besatzungsmacht eingeführt wurde. Danach, speziell zu Zeiten der Herrschaft von Mao Zedong erlebte das Feng Shui harte Zeiten. Viele Gelehrte wanderten nach Hongkong oder Taiwan ab, und das verlorene Wissen kehret erst langsam nach China zurück.

In den Westen kam die Lehre zunächst bruchstückhaft, und da man sich damals kaum die Mühe machte, den Grundgedanken zu verstehen, etablierten sich die kuriosesten Ansichten, die teils heute noch im Umlauf sind und dem Ruf der Raumpsychologie Feng Shui nicht gerade zuträglich sind.

Erst in den letzten 20 Jahren begann man mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der historischen Quellen und auch hier im Westen wurde die Qualität des Feng Shui langsam dergestalt, wie sie einst in China war.

Wohlgefühl © Petra Bork / pixelio.de
Wohlgefühl © Petra Bork / pixelio.de

Wie Feng-Shui heute angewandt wird

Feng Shui wird in Europa als Möglichkeit gesehen, sein Umfeld optimal auf sich abzustimmen und so Vorteile für sich oder sein Geschäft zu erarbeiten. Dabei geht es natürlich um viel mehr als „nur“ Wohlbefinden. Denn unsere Umgebung bestimmt mit über unser Verhalten, unsere Ausstrahlung und letztendlich unseren Erfolg im Leben.

Damit muss nicht zwingend finanzieller Erfolg gemeint sein, auch akademische Erfolge, zwischenmenschliche, gesundheitliche oder gar spirituelle Erfolge sind damit gemeint. Je nach Zielsetzung.

Am Anfang steht somit immer der Mensch mit seinen Wünschen und Zielen. Der Feng Shui Berater erarbeitet darauf aufbauend ein Konzept, wie die Umgebung des Menschen aussehen muss, um ihn optimal zu unterstützen.

Im Idealfall wird der Feng Shui Berater schon bei der Planung von Neu- oder Umbauten herangezogen, denn in diesem Stadium sind die meisten Möglichkeiten offen. Sehr wichtig ist bei einer raumpsychologischen Betrachtung der Grundriss eines Gebäude, sein Bezug zu seiner Lage in der Landschaft. Und ein Grundriss lässt sich in der Regel nur bei einem Neubau beeinflussen. Steht ein Gebäude erst einmal, sind nachträgliche Änderungen schwieriger.

Aber auch dann lassen sich durch gezielte gestalterische Maßnahmen immer noch Verbesserungen erzielen.

Angst vor asiatischem Design oder penetrant geschwungenen Linien muss übrigens niemand haben. Ein spezieller Stil ist ebenso wenig erforderlich, wie spezielle Dekorationsgegenstände oder Symbole. Das Feng Shui lässt sich hervorragend in unseren westlichen Bau- und Einrichtungsstil integrieren, ohne dass es von Aussenstehenden erkennbar wäre. Gutes Feng Shui spürt man, aber man sieht es nicht – das gilt übrigens auch in China, oder sieht man den Olympiastadien in Beijing das Feng Shui etwa an?

Wie man einen Feng-Shui-Berater findet

Da die Ausbildung von Feng-Shui-Beratern in Deutschland nicht geregelt ist und damit praktisch jeder als Berater tätig werden kann, ist es schwierig einen guten zu finden. Der Idealfall ist natürlich eine persönliche Empfehlung von jemandem, der schon eine erfolgreiche Beratung hatte.

Lässt sich so eine Empfehlung nicht bekommen, sind Referenzen ein guter Anhaltspunkt. Auch die Frage nach den verwendeten Methoden kann aufschlussreich sein. Eine Schlüsselqualifikation seriös ausgebildeter Berater ist beispielsweise die Kenntnis der Methode der fliegenden Sterne. Sie ist eine der komplexesten Methoden des Feng Shui und wer sie nicht beherrscht, hat zumindest keine vollständige Ausbildung absolviert; wird diesen Mangel aber sicherlich wortreich erklären können…

Und zu guter Letzt kann man auch bei einem Feng Shui Berater, wie bei jedem anderen Dienstleister auch, auf sein Bauchgefühl vertrauen um den richtigen zu finden.

Infos für den Einstieg

Wer sich selbst mit den Methoden des Feng Shui beschäftigen möchte, der hat es in Deutschland immer noch schwer. es gibt zwar unzählige Bücher dazu, aber nur die wenigsten gehen über das Niveau von Esoterikratgebern hinaus.

Nicht anders sieht es im Web aus, auch hier muss man solide Informationen suchen, einen ersten Überblick bekommt man auf den Feng Shui Seiten des Portals haus-bau-planung.de, unter „Feng Shui, eine Einführung„. Auf diesem Portal finden sich auch Literaturtipps für Einsteiger und auch Fortgeschrittene.

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