Nachhaltiges Bauen: Sind Holzhäuser der Standard der Zukunft?

Vielleicht haben Sie schon mitbekommen, dass es weltweit eng wird mit der Ressource Sand, die die Grundlage des Baustoffs Beton ist. Man spricht seit einiger Zeit von der „Sand-Krise“. Man kann nur schätzen, wie viel Sand die Menschheit jährlich verbraucht, doch die geschätzte Zahl ist atemberaubend: 50 Milliarden Tonnen pro Jahr – wobei damit nicht Wüstensand gemeint ist, denn diese runden Sandkörner sind zum Bauen wertlos. Es geht um Fluss- und Meeressand, dessen Körner kantig sind. Das ist nicht nachhaltig und irgendwann wird der Sand einfach nicht mehr ausreichen, zumal Sandabbau in solchen Mengen fatale Folgen für den Planeten hat, wie zum Beispiel Flussverschmutzung und Lebensraumzerstörung.

Es muss also eine Lösung her, und Teil der Lösung ist die Verwendung alternativer Baumaterialien. Für Häuser zum Beispiel Holz. Sind also Holzhäuser unsere Zukunft?

Holzhäuser sind heute schon weit verbreitet

Es hat den Anschein, als seien in Deutschland moderne Häuser aus Holz bislang selten. Vielleicht fallen Ihnen die teilweise aus Holz bestehenden Fachwerkhäuser ein, die in vielen Altstädten und Dorfkernen Deutschlands zu finden sind, weil diese Bauart früher sehr verbreitet war. Noch etwa zwei Millionen Fachwerkhäuser gibt es in Deutschland, doch es handelt sich dabei um alte Häuser, die den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs standgehalten haben. Seit dem 20. Jahrhundert wurden in Deutschland kaum mehr Fachwerkhäuser gebaut. Moderne Häuser werden meist aus Beton gebaut – außer, es handelt sich um Fertighäuser. Die sind fast immer aus Holz. Bei der Firma Fjorborg können Sie sich zum Beispiel ein schlüsselfertiges Holzhaus bauen lassen, dem man sein Grundmaterial Holz bewusst deutlich ansieht. Andere Fertighäuser werden außen verputzt, sodass man kaum sieht, dass sie in Wirklichkeit aus Holz sind.

Dementsprechend sind heutzutage bereits etwa 20 % aller Einfamilienhäuser in Deutschland aus Holz. Und Holz bahnt sich weiterhin seinen Weg: Gerade erst ist in der Stadt Kempten im Allgäu das erste Hochhaus aus einheimischem Vollholz fertig geworden. Mit einer Höhe von sieben Stockwerken ist es in Bayern bislang einzigartig.

In anderen Ländern ist Holz noch weiter verbreitet: In den USA werden Häuser zum Beispiel häufig in der Holzrahmenbauweise errichtet, die sich an den deutschen Fachwerkhäusern orientiert. Fast alle Einfamilienhäuser in den USA bestehen aus Holz. Im Alpenraum gibt es kaum etwas, das einladender aussieht als ein Alpenhaus aus Holz. Und auch in Schweden sowie anderen skandinavischen Ländern leben die Menschen gerne im Holzhaus, vielleicht kennen Sie sogar den Begriff Schwedenhaus als Synonym für ein dunkelrotes Holzhaus.

In Deutschland gibt es noch viele alte Fachwerkhäuser. In der Gegenwart wird dieser Baustil aber kaum verwendet. Foto Copyright: Elsa Stöcker

Wie nachhaltig ist ein Holzhaus?

Ein Holzhaus ist in erster Linie so nachhaltig wie das verwendete Holz. Es ist klar, dass dieses aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen muss – nur so bekommt man eine ressourcenfreundliche Alternative zum Betonhaus. Denn natürlich ist es nicht sinnvoll, die Ausbeutung der einen Ressource durch die Ausbeutung einer anderen Ressource auszutauschen. Einen Hinweis auf Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gibt das berühmte FSC-Siegel, das Sie im Alltag sicherlich schon einmal gesehen haben, zum Beispiel auf Holzstiften. Außerdem ist es gut, wenn das Holzhaus aus heimischem Holz besteht, das spart Transportkosten. Um aus einem Baumstamm den Baustoff Holz zu machen, ist aber prinzipiell viel weniger Energie notwendig, um etwa Beton aus Sand herzustellen.

Holz hat von Natur aus eine gute Dämmwirkung, was automatisch für niedrigere Heizkosten sorgt. Zusätzlich sind bei Holzhäusern die Gefache zwischen den Stützen der Außenwände mit Dämmmaterial gefüllt, und mit gedämmten Komfortbodenplatten wird der Energiebedarf nochmals reduziert. Ist das Holzhaus dann noch mit einem Wärmepumpensystem und/oder einer Solaranlage auf dem Dach ausgestattet, kann es zum Passivhaus (ein Haus, welches keine herkömmliche Heizung benötigt) oder zum Nullenergiehaus (ein Haus, das ohne Energie von außen auskommt) werden.

Holzhäuser sind außerdem langlebig: Sie können – wenn die Außerfassade entsprechend behandelt ist – mehrere Jahrhunderte bestehen bleiben, wie die alten deutschen Fachwerkbauten und auch viele Holzgebäude in anderen Ländern beweisen, und gehören zu den erdbebenbeständigsten Bauten.  

Holzhäuser können Jahrhunderte überdauern. Die Holzkirche „Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal-Zellerfeld“ im Harz, die seit einer Sanierung in Blau erstrahlt, ist ein guter Beweis dafür. Foto: jggrz/ Pixabay

Und wenn Sie Angst haben vor einem Hausbrand, weil Sie Holz als typisches Lagerfeuerbrennmaterial kennen: Die Holzkonstruktionen sind durch nicht brennbare Platten geschützt und Holzhäuser müssen dieselben strengen Brandschutzvorschriften erfüllen wie alle anderen Häuser. Sie brennen nicht leichter als Betonhäuser.

Wir haben die Sand-Krise auf der einen, und die vielen Vorteile von Holzhäusern auf der anderen Seite. Es macht also durchaus Sinn, Holz beim Hausbau als Betonersatz zu betrachten. Bei Einfamilienhäusern ist es teilweise schon der Fall. Bei Mehrfamilien- und Hochhäusern sind Holzhäuser bislang noch eine Randerscheinung, aber Kempten hat’s ja vorgemacht – wir werden sehen, wie die Entwicklung weitergehen wird.

Beitragsbild: Ulla Alfons/ Pixabay

1 Gedanke zu „Nachhaltiges Bauen: Sind Holzhäuser der Standard der Zukunft?“

  1. Bei Ferienimmobilien ist nachhaltiges Bauen mit Holz auch schon angekommen. Viele unserer Käufer legen auch wert darauf. Es ist ein Standard der Zukunft, der im Zuge des Klimawandels noch viel wichtiger werden wird.

Schreibe einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.